Wetterstein, Deutschland
Zugspitze, 2962 m
Eine winterliche Begehung des Jubiläumsgrates zwischen Zugspitze und Alpspitze.
Der Jubiläumsgrat, einer der interessantesten Gratüberschreitungen der Ostalpen bei winterlichen Verhältnissen – warum eigentlich nicht? Im Sommer ist der Grat eine tolle Tagesklettertour zwischen Zugspitze und Alpspitze, im Winter hingegen bietet die Tour kombiniertes Gelände und wird oft in zwei Tagen begangen.
Wir haben uns für die Begehung den frühen April ausgesucht. Die Schneemengen haben sich zu dieser Zeit gut gesetzt und die Gefahr stark überhängender Wächten ist überschaubar. Unsere Tour beginnt an der Absperrung auf der Terrasse über dem Restaurant der Zugspitze, von wo aus man die wenigen Meter zum Gipfel unter die Steigeisen nimmt. Eine etwas sonderbare Art, diese wunderschöne Tour von Deutschlands höchstem Berg aus anzugehen anstatt sie hier zu beenden. Aber die Aussicht ist herrlich und der Tag verspricht super zu werden. Also, ein kurzes Gipfelfoto und los geht’s.
Die Gratüberschreitung von der Zugspitze zur Alpspitze bietet in dieser Richtung einige Vorteile und ist bei diesen Bedingungen meiner Meinung nach die günstigere Variante. Die erste Hälfte des Grates ist nahezu ohne Sicherungsmöglichkeit, mit einigen Kletterstellen im 3. Schwierigkeitsgrad. Hier ist es von Vorteil, die Passage früh morgens unter die Steigeisen zu nehmen. Bis auf ein oder zwei Abseilstellen ist die Tour komplett seilfrei zu gehen. Die sommerliche Richtzeiten werden hierbei durch die Schneeverhältnisse deutlich überschritten. Hohe Konzentration beim Klettern in schrofigem, brüchigem und ausgesetztem Gelände ist unbedingt erforderlich. Da viele Kletterstellen ohne Sicherung zu bewältigen sind, ist der Jubiläumsgrat eine ernst zu nehmende alpine Tour, die bei solchen Verhältnissen reichlich Erfahrung im Bergsteigen und gute Kondition erfordert.
Am Grat geht es ständig Auf und Ab – steht man auf einem der unzähligen Gratgipfel, tut sich auch schon das nächste zackige Hindernis auf. Im Gratverlauf werden die Innere und Mittlere Höllentalspitze (2743 m) überschritten. Unser Ziel ist das Grathütterl bei etwa der Hälfte der Route. Wir haben alles dabei, um uns einen gemütlichen Abend am Grat zu machen. Frischer Neuschnee zum Schmelzen und Kochen ist zudem ausreichend vorhanden.
Am nächsten Tag geht es hoch auf die Äußere Höllentalspitze, von der wir einen tollen Sonnenaufgang erlebt haben. Der zweite Teil der Gratüberschreitung bietet an den notwendigsten Passagen Drahtseilversicherungen, über längere Stellen liegen diese jedoch unter der Schneedecke. Die Kletterpassage zur Vollkarspitze (2618 m) ist sicherlich die steilste der gesamten Tour. Auf dem weiteren Weg zur Alpspitze umgeht man dann den Hochblassen auf seiner nördlichen Seite, um schließlich von der Grießkarscharte den letzten Anstieg zur Alpspitze anzugehen.
Vom Gipfel der Alpspitze hat man dann ein wunderschönes Panorama über den gesamten Grat bis zur Zugspitze. Der Jubiläumsgrat ist eine grandiose Tour, die allerdings nur bei besten Wetterbedingungen anzuraten ist. Auch erfahrene und konditionsstarke Bergsteiger können hier an Ihre Grenzen kommen. Doch die Mühen lohnen sich – die Ausblicke sind einfach fantastisch!
Eckdaten
Erstmal die Lage checken:
Erstbegehung:
1897 durch Ferdinand Henning.
Erste Winterbegehung am 19. – 20. März 1927 durch Karl von Kraus und Karl Wien.
Winterbegehung:
2. – 3. April 2011, zusammen mit Dirk Emrich.
Speed Rekord im Sommer:
2013 durch Ludwig Gay-Widmann in 1:27 h (durchschnittliche Kletterzeit: 6,5 h).
Eigene Solo Bestzeit im Sommer:
21. Juli 2015 in 3:28 h (Gipfel Zugspitze – Gipfel Alpspitze).
Ausgangsort:
Von Garmisch-Partenkirchen nach Grainau, von dort weiter Richtung Eibsee bis zur Seilbahn-Talstation der Zugspitze.
Bester Zeitpunkt:
Die Tour ist ganzjährig begehbar, sollte aber nur bei sehr stabiler Wetterlage unternommen werden! Bei schlechten Wetterverhältnissen oder Unwettern ist der Grat sehr gefährlich, da er wegen seiner Exposition kaum Schutz bietet!
Schwierigkeit:
Der teilweise sehr ausgesetzte Grat weist Kletterpassagen bis zum 3. Grad UIAA. Die beiden Schlüsselstellen sind eine glatte Rinne und ein kleiner Überhang. Notwendig sind neben einer absoluten Schwindelfreiheit auch Erfahrungen im seilfreien Begehen von ausgesetzten Passagen. Der Grat ist teilweise nur schulterbreit und bricht mehrere hundert Meter nach Norden ins Höllental und Süden zum Zugspitzplatt ab.
Länge:
Ca. 8,1 km Kletterlänge mit fantastischer Aussicht.
Absicherung:
Bohrhaken an Abseilstelle vorhanden (im Winter sehr nützlich), im zweiten Teil Drahtseilversicherungen an neuralgischen Punkten (teilweise unter der Schneedecke).
Hinweis:
Die einzige Fluchtmöglichkeit bei Gewitter ist der Brunntalgrat nach Süden zur Knorrhütte, der frei abgeklettert werden muss (ca. 1,5 Stunden). Alle anderen, vermeintlich gut aussehenden Geröllrinnen enden an einer unüberwindbaren Steilkante, an der bereits zahlreiche Bergsteiger tödlich abgestürzt sind – also Notabstieg ausschließlich über den Brunntalgrat nutzen!
Ausrüstung bei winterlichen Verhältnissen:
20 m Halbseilstrang für Abseilstelle, Steigeisen und Pickel.
GPS-Koordinaten der Biwakschachtel:
N 47° 25' 15", E 11° 01' 35" (» Google Maps)
Weitere Infos:
» Zugspitze Panorama-Webcam (www.panomax.de …)
» Zugspitze – Top of Germany (www.zugspitze.de)
» Grathütterl (www.davplus.de …)
» Jubiläumsgrat bei Wikipedia (www.wikipedia.org …)