Tipps’n’Tricks

Sicherungstechnik

Über den Tellerrand geschaut: andere Länder – andere Sitten.

Best practice gilt für uns Kletterer in Sachen Sicherungstechnik. Während wir im deutschsprachigen Raum den einschlägigen Empfehlungen der DAV Sicherheitsforschung mit ihrer Lehrmeinung (auf Basis der Unfallstatistik) folgen, gibt es in anderen Ländern oft abweichende Lösungen. Diese liegen teilweise in der Tradition begründet, oft gibt es aber auch andere Sicherungsansätze und interessante Erkenntnisse, aus denen wir lernen können. Die Welt ist eben nicht schwarz-weiß …


Standplatzbau: Methoden in Ost- und Westalpen gleichen sich an

Bisher gingen die Lehrmeinungen zum Thema Standplatzbau in den Ost- und Westalpen recht weit auseinander: Während im Osten die Fixpunktsicherung seit längerer Zeit als Basismethode gelehrt wird und die Körpersicherung im Mehrseillängenbereich nur mit großen Einschränkungen und unter besonderen Voraussetzungen empfohlen wird, galt in den Westalpen – insbesondere in Frankreich – bisher die Körpersicherung als das Maß aller Dinge. In einem im August 2017 veröffentlichten Video zeigen Mitarbeiter der staatlichen französischen Alpinismus- und Ski-Ausbildungsbehörde ENSA, wie sie zur Erkenntnis gelangen, dass die Körpersicherung in vielen Fällen ein erhebliches Gefahrenpotenzial für den Sichernden birgt.

Quelle: alpenverein.de und ENSA Chamonix


Amerikanischer Standplatzbau

In Nordamerika gibt es einige Unterschiede in Bezug auf Seiltechnik, bevorzugte Knoten und Standplatzbau. Hast du schon von Quad Anchor, Shelf, BHK oder Magic X gehört? Eine gute Übersicht zu diesen Themen findest du auf der Website des AAC American Alpine Club unter www.americanalpineclub.org …



Die selbstaushängende Expresse

Entscheidend ist, in welche Richtung man über der Zwischensicherung klettert: Die Schnapperöffnung der Expresse sollte idealerweise immer vom Kletterer weg zeigen, um dieses Problem zu entschärfen.



Heimtückische Seilsack-Schlaufe

Seilenden abknoten ist eine Standardmaßnahme, denn sie verhindert das ungewollte Abseilen über das Seilende hinaus und dadurch einen möglichen Absturz. Der fatale Fehler in Verbindung mit einem Seilsack entsteht, wenn das Seilende per Sackstich oder Achter direkt am Seilsack eingeknotet wird. Wenn man dann beim Ablassen auf dem Seilsack steht und Zug auf das Seilende kommt, löst sich der Knoten automatisch auf! Besser das Seilende mit genügend Restseil (mindestens 40 cm) frei abknoten und neben den Seilsack legen – dies erleichtert auch die visuelle Kontrolle des Seilendes beim Partnercheck!



Sicherungskarabiner mit Verdrehschutz

Die Idee in Bild 1 war, eine Topropesicherung durch einen Belaylock-Karabiner mit Verdrehschutz möglichst sicher zu gestalten, um den Aufwand des direkten Umbindens bei mehreren Kletterern (z. B. im Rahmen eines Schnupperkurses) zu vermeiden. Beim Wechsel des Kletterers hat sich dann das Seil wie in Bild 2 versehentlich ausgehängt. Der Fehler (Bild 3 im Vergleich zu Bild 1) ist dem nächsten Kletterer nicht aufgefallen, ein Partnercheck wurde nicht gemacht. Der nächste Kletterer war anschließend in der Route wie in Bild 3 zu sehen nur noch mit dem Seil durch den Metallbügel gesichert. Bild 4 und 5 zeigen den weiteren Verlauf bei Belastung mit dem eigenen Körpergewicht, es kam zum Absturz. Besser also – wie ohnehin empfohlen – immer direkt in den Klettergurt einbinden. Der Teufel steckt im Detail!



Sicher abseilen: Verbindungsknoten im Test

Je nach verwendetem Seilmantel-Material kommen unterschiedliche Knoten zum Einsatz.

Quelle: ENSA Chamonix


Klassische Gefahren beim Klettern

Viele Kletterunfälle lassen sich auf immer wiederkehrende Fehler zurückführen: durchgeschliffene Expressschlinge, Seil auf Seil, eingeschliffene Karabiner oder Schnapperoffen-Belastung.

Quelle: YouTube, BoulderamaTV


Richtig angeseilt oder nicht?

Rekonstruktion eines Kletterhallen-Unfalls. Augen auf beim Partnercheck!



Seilriss über scharfe Kante, gerätestatisch gesichert

Der Seilriss ereignete sich in der Route Elder Statesman (HXS, 7a) in Curbar, Peak District. Der Kletterer hat den Sturz überlebt.

Quelle: YouTube, UKClimbing


Bohrhakenbruch aufgrund von Spannungskorrosionsrissen

Ein typisches Problem, welches häufig in küstennahen Klettergebieten besteht. Aber die Probleme sind auch in den Alpen vielschichtig, was Selfmade-Bohrhaken, Sigibolts, Kontaktkorrosion durch unterschiedlich edle Metalle oder schlecht angerührte Mörtelmasse beweisen. Überprüfen lässt sich Festigkeit durch einen Hebeltest mit verkantetem Karabiner. Im Zweifelsfall also lieber testen!

Quelle: YouTube, Titan Climbing


Karabiner-Fixierung in Bandschlinge

Karabiner-Fixierung in einer Bandschlinge am Besten per Mastwurf-Knoten. Fixierungen mit einem Petzl String o. ä. verursachen immer wieder fatale Unfälle – die Gummis sind nur für die Fixierung in Expressen gedacht. Der Bruch erfolgt bei Belastung bereits unter 20 kg.

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