Spitzkoppe und Pontoks, Namibia

Große Spitzkoppe, 1728 m

Klettern in atemberaubender Kulisse.

Nach ein paar Tagen Akklimatisation bei Freunden in Windhoek sind wir nun auf dem Weg zur Spitzkoppe – unserer ersten Destination und zugleich geplantes Highlight dieser Reise.

Wir haben uns für dieses Kletterabenteuer gründlich vorbereitet und unseren 4WD Toyota Hilux mit Proviant und Wasservorräten für über eine Woche beladen. In Usakos, dem letzten Städtchen vor der Spitzkoppe, füllen wir unsere Vorräte noch weiter auf. Ab hier gibt es nur noch Wüstenlandschaft ohne weitere Infrastruktur. Die Gegend um die Großen Spitzkoppe ist traumhaft: überall liegen unzähligen Boulder verstreut, fantastisch gelegene Campsites geben den Blick frei auf umliegende Felswände, die großartige Riss- und Reibungskletterei versprechen. Zu unserer Überraschung setzt bei der Ankunft im Bouldervalley eine Hitzewelle mit Höchstwerten bis 47 °C ein. Mit derartig heißen Temperaturen haben wir nicht gerechnet. Eigentlich sollten die Kuppeln der Spitzkoppe und Pontoks der Höhepunkt unserer Reise sein. Hier wollten wir einige der längsten Routen Namibias klettern. Doch daraus wird jetzt nichts.

Unser erster Versuch der Schreiber-Route an der Westwand brachte uns nach mühsamen zwei Stunden gerade mal bis zum Einstieg oberhalb des Hippo Rocks, als uns die unbarmherzige Sonne zur Umkehr zwingt. Tags darauf versuchen wir unser Glück an der Pontok-Spitze. Unser Ziel: die Route „To bolt or not to bolt“, acht Seillängen Kamin- und Reibungskletterei bis auf den Gipfel. Nach anderthalb Stunden Zustieg und drei schönen Seillängen treten wir mit ausgetrockneter Kehle den Rückzug an. Daraufhin schrauben wir unsere Ansprüche zurück und klettern am folgenden Tag an den Felsen des Sugar Loafs: Aber die Reibungsplatten der Granitkuppeln heizen sich wie Herdplatten auf, sodass wir mit unseren Kletterschuhen sofort zu rutschen beginnen. Es ist kaum zu glauben, aber nicht einmal die leichtesten Routen sind dort für uns machbar.

Unter solchen Bedingungen macht das Klettern einfach keinen Sinn. Die Faszination über diese grandiose Felsenlandschaft und zugleich die Enttäuschung über die aktuellen Bedingungen liegen eng beieinander und spielen mit unseren Gedanken Achterbahn. Wir entschließen uns schweren Herzens für einen Gebietswechsel und lassen die Spitzkoppe nach fünf Tagen hinter uns. Unser Ziel ist die Ameib-Ranch im Erongo-Massiv, wo wir auf steilere Felswände mit mehr Schatten hoffen.

Eckdaten

Erstmal die Lage checken:

Anreise:

Die Große Spitzkoppe liegt 280 km nordwestlich von Windhoek und ist mit dem Auto in vier Stunden erreichbar. Unterwegs kann man in Usakos die letzten Wasservorräte auffüllen und Nahrungsmittel kaufen (es gibt im gesamten Spitzkoppegebiet keine weiteren Shops). Nachdem am Parkeingang die obligatorische Parkgebühr bezahlt wurde, kann man sich im gesamten Gebiet frei bewegen und sich einen der vielen Campsites suchen. Die schönsten Campsites befinden sich meiner Meinung nach im Bouldervalley unterhalb der Südwestwand der Spitzkoppe.

GPS-Koordinaten:

S 21° 49' 23", E 15° 10' 06" (» Google Maps)

Bester Zeitpunkt:

Der afrikanische Winter bietet zwar die besten (niedrigsten) Temperaturen zum Klettern, allerdings ist dann im gesamten Park auch viel los. Im November ist der Park zwar schön leer (im Schnitt acht Besucher pro Tag), es kann aber oft schon zu heiß sein – wir haben das selbst erlebt! Der September und Oktober sowie der Mai dürften unserer Meinung nach die beste Zeit zum Klettern sein.

Hinweis:

An der Großen Spitzkoppe und den fünf Pontoks überwiegen Kamin-, Riss- und Reibungskletterei in alpin abgesicherten Mehrseillängen-Routen. Am Sugar Loaf sowie einigen größeren Boulderblöcken gibt es auch eingebohrte Baseclimbs. Trotzdem ist in Namibia wohl eher der risikofreudige Abenteurer gefragt, für den klassischen Sportkletterer ist das Land weniger geeignet.

Ausrüstung:

60 m Doppelseil, 1 Satz Klemmkeile, 1-2 Sätze C4-Camalots bis einschl. #6 (große Größen sind von Vorteil).

» MCSA Mountain Club, Namibia Section (www.mcnam.org)

» Hubert Hester: Autovermieter in Windhoek (www.kalaharicarhire.com)

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