Mallorca, Spanien
Ruta de pedra en sec, GR 221
Überraschende Vielfalt auf der Baleareninsel.
„Massentourismus und Ballermann“ waren die ersten Gedanken, die mir in den Kopf kamen, als ich an Mallorca dachte. Unsere Erlebnisse auf dieser Insel waren jedoch ganz andere: Wir haben auf unser 14tägigen Tour quer durch das Tramuntana-Gebirge im Norden der Insel intensiv in der Natur gelebt und eine sehr abwechslungsreiches Mallorca kennengelernt.
Der Fernwanderweg GR 221 führt durch ein überraschend vielfältiges Gebirge. Im Westen zeigt sich die Insel über weite Teile sehr trocken. Im mittleren Gebirgsteil wandert man hingegen auf wunderschönen Pfaden durch fantastische Steineichenwälder. Das gesamte Gebirge ist mit historischen Spuren geradezu übersät. Seefahrer und wandernde Völker wie die Phönizier, die Römer, die Westgoten oder die Christen haben sich im Laufe der Geschichte hier angesiedelt und sehr unterschiedliche Bauwerke hinterlassen. Überall finden sich deren Spuren: Getreidesilos, Verteidigungstürme und Reste ehemaliger Ritterburgen, Speicherkonstruktionen, Zisternen und Eiskammern, Köhlerplätze und gemauerte Backöfen. Dazwischen immer wieder nicht enden wollende Trockensteinmauern, die der Route ihren Namen geben. Der Mix aus landschaftlicher Vielfalt, historischen Spuren und überraschenden Begegnungen macht eine Wanderung durch die Tramuntana abwechslungsreich und immer wieder spannend. Diese Tour verändert so manche Perspektive auf die Insel, und das ist eigentlich das Schöne.
Eckdaten
Erstmal die Lage checken:
Begehung:
Oktober 2014, zusammen mit Kirsten Steimel
Start und Ziel:
Port d’Andratx (Westspitze) bis Port de Pollença/Cap de Formentor (Nordspitze)
Länge:
Mindestens 8 – 9 Etappen, die sich je nach Zeit und Lust um weitere Schleifen und Tagesziele auf 14 Tage und mehr erweitern lassen.
Streckenverlauf:
Von Port d’Andratx geht es zunächst entlang der Westküste nach Sant Elm und dann weiter Richtung Cala en Basset (hier sehr schöne Biwakplätze). Über die Klosterruine La Trapa durch die sehr trockene Gegend um Ses Basses bis an den Col de sa Gramola. Kurz entlang der MA10, dann bergauf bis zum Mola de s’Esclop (928 m). Auf dem Weiterweg nach Estellencs bietet sich die Möglichkeit für eine Besteigung des Puig de Galatzó (1027 m – höchster Berg im westlichen Gebirgsteil). In dem ruhigen Örtchen Estellencs gibt es nach 2 – 3 Tagen die erste Unterkunftsmöglichkeit.
Von Estellencs geht es auf wunderschönen Pfaden Richtung Banyalbufar oder alternativ über s’Arboçar nach Esporles. In Esporles kann man übernachten oder alternativ bis zur Hochebene Mola de son Pacs weitergehen, wo man inmitten dichter Steineichenwälder sehr gute Möglichkeiten zum Biwakieren finden kann.
Am darauf folgenden Tag erreicht man Valldemossa. Bei gutem Wetter bietet sich für eine Übernachtung allerdings der weiter nördlich gelegene Gipfelgrat Cami de s’Arxiduc (925 m) an. Dort oben kann man die Sonne am Meereshorizont untergehen sehen und hat nachts einen fantastischen Ausblick auf Palma.
Der GR 221 führt am nächsten Tag in das Bergdörfchen Deià und von dort weiter nach Sóller (alternativ auch Port de Sóller zum Refugi de Muleta), stets mit Blick auf das Meer.
Von Sóller geht es über 2000 Stufen hoch zum Coll de l’Ofre, von wo sich die Besteigung des Puig de l’Ofre (1093 m) anbietet. Wir sind von hieraus einen Pfad über Coma-sema auf den Puig d’Alaró (821 m) gelaufen und haben am darauf folgenden Tag über Solleric und Tossals Verds wieder den Hauptweg am Cúber-Stausee erreicht. Kleiner Tipp: Wer dort biwakiert sollte dies wegen der hohen Luftfeuchtigkeit am Stausee besser weit oberhalb tun.
Über den Coll des Coloms kommt man zum höchsten Punkt des GR 221, dem Coll des Prat (1205 m). Hier bietet sich die Besteigung des Puig de Massanella an, mit 1365 m der höchste Berg auf der Insel neben dem Puig Major, 1436 m (militärisches Sperrgebiet). Ein langer Weg bergab endet am Kloster Lluc (sehr gute Übernachtungsmöglichkeit) oder alternativ im Refugi Son Amer. Von hier bietet sich eine Tagestour von Escorca durch die tiefe Schlucht des Torrent de Pareis an.
Die letzte Etappe führt über den Coll des Pedregaret nach Pollença, wo der Weg offiziell endet. Es lohnt sich aber die Route an diesem Tag bis nach Port de Pollença zu verlängern.
Schwierigkeit:
Der GR 221 ist technisch einfach. Wassermangel stellt im westlichen Teil des Gebirges vor allem in den trockenen Monaten ein erhebliches Problem dar, denn dann sind die wenigen Quellen unter Umständen alle (!) trocken. Man muss mit seinem Wasservorrat in den ersten 2 – 3 Tagen also sehr gut haushalten!
Bester Zeitpunkt:
Frühjahr, Herbst und Winter. Der Sommer ist für eine komplette Überquerung wahrscheinlich zu heiß und nicht empfehlenswert. Der Winter kann in den höheren Lagen Schnee bringen.
Unterkunft:
Biwakieren wird überall geduldet und ist auf dieser Tour ideal, denn es gibt wunderschöne Plätze entlang der Route. Zelten dagegen ist überall verboten (die gesamte Insel befindet sich in Privatbesitz). In La Trapa und Coma d’en Vidal gibt es nach wie vor keine Unterkünfte. In der östlichen Hälfte kann man täglich Refugis erreichen, die jedoch aufwändig im Voraus gebucht und angezahlt werden müssen und je nach Routenwahl nicht immer günstig liegen.
Hinweis:
Die 3 alpina25-Karten Tramuntana Sud, Central und Nord sind sehr empfehlenswert, da auf diesen Karten alle Quellen und Zisternen verzeichnet sind.
Weitere Infos:
» KeniaOutdoor in Palma bietet aktuelle Informationen zum GR 221 (www.keniaoutdoor.com)