Dauphiné, Frankreich

Barre des Écrins, 4101 m

Südlichster 4000er in den Alpen.

„Und meine Seele spannte weit ihre Flügel aus, flog durch die stillen Lande, als flöge sie nach Haus“ – immer wieder kommt mir das Gedicht von Joseph von Eichendorff in den Sinn.

Voller Entzückung über die Entdeckung dieser herrlichen Fleckchens Natur und den wunderschönen Aufstieg versuche ich, meine Gedanken in die richtigen Bahnen zu lenken. Was für ein Glück, jetzt hier sein zu können …

Der Parc National des Écrins in den Dauphiné Alpen bietet viele Möglichkeiten in einem fantastischen alpinen Ambiente: In dem gemütlichen Örtchen Ailefroide am Fuße des 3943 m hohen Mont Pelvoux versammeln sich jährlich in der kurzen Saison von Anfang Juni bis Anfang September viele Kletterer, um sich an den Problemen der umliegenden Granitboulder zu messen oder die Sportkletterrouten an den hohen Wänden mit Blick auf das Écrins-Massiv in Angriff zu nehmen.

Auch Bergsteiger finden in diesem verträumten Eckchen lohnende Ziele zum Glücklich sein. Denn neben der großen Anzahl von Kletterrouten gibt es hier mit dem 4101 m hohen Barre des Écrins und seinem im Westen vorgelagerten Dôme de Neige (4015 m) den südlichsten 4000er im gesamten Alpenraum. Dies ist für uns Grund genug, das Gebiet zu erkunden und ein paar schöne Besteigungen durchzuführen. Und so machen wir uns am Endpunkt des Tales auf den Weg, um Neues zu entdecken. Bei sonnigem Wetter steigen wir zum Refuge des Écrins auf, unserem Ausgangspunkt für die Besteigung des Barre des Égrins. Die Hütte ist eine typische Westalpenhütte – mit den auf dieser Höhe entsprechenden Einschränkungen.

Am nächsten Tag besteigen wir den Pic de Neige Cordier und Roche Émile Pic, um unsere Seilschaft auf die bevorstehenden Schwierigkeiten einzustellen: das Klettern mit Steigeisen in wechselndem Gelände (Fels/Eis) und die Durchsteigung einer Firnflanke.

Der Gipfeltag

Frühstück um 3:00 Uhr morgens, Abmarsch um 3:30 Uhr. Im Dunkel der Nacht gehen wir unseren Weg auf dem relativ ebenen Glacier Blanc, bis wir an dessen Ende – im Schein unserer Stirnlampen – in einer Flanke mit der eigentlichen Besteigung beginnen. Wir besteigen den von Lawinentrümmern eindrücklich überdeckten steilen Hang in gebührender Eile schräg links aufwärts, um möglichst zügig aus der Schussbahn der oberhalb befindlichen Seraks zu kommen. Unterhalb der Gipfel-Nordflanke und dessen Bergschrunds queren wir nun von Osten her westlich bis an eine Stelle, wo der Schrund am leichtesten zu überwinden ist. Eine 40° steile Firn- und Eisflanke leitet uns auf den westlichen Vorgipfel Pic Lory, von wo aus der Westgrat bis auf den Hauptgipfel des Barre des Écrins führt. Der Augenblick, an dem wir gemeinsam am Gipfel standen, löste eine wunderschöne Euphorie in uns aus.

Eckdaten

Erstmal die Lage checken:

Begehung:

1. August 2008, zusammen mit Jürgen Rehm, Guido Schuller, Roland Geiger

Erstbegehung:

25. Juni 1864 durch Edward Whymper, Michel Croz, Christian Almer, Adolphus Warburton Moore

Ausgangsort:

In Ailefroide im Parc National des Écrins startet man am Refuge Cézanne auf 1874 m. Übernachtungsmöglichkeiten bieten sich im Refuge Glacier Blanc (2550 m) oder im Refuge des Écrins (3170 m).

Bester Zeitpunkt:

Anfang August bis Anfang September (im Juli Sommerferien in Frankreich)

Schwierigkeit:

PD+, II, 40°

Ausrüstung:

Komplette Hochtourenausrüstung, außerdem: 50m Einfachseil, 1 kleiner Satz Klemmkeile, C4-Camalots Größe: 1 – 2, Schlingen

» Die Viertausender der Alpen (www.4000er.de)

» Alpinisten.info (www.alpinisten.info …)

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