Teneriffa, Spanien

Im Teide Vulkankrater

Klettern auf der Insel des ewigen Frühlings.

Teneriffa – für viele Rentner der Zweitwohnsitz zum Überwintern, für Kurzurlauber ein Ort zum Feiern, Relaxen und Sonne tanken.

Den Sportkletterern wiederum ist die Kanareninsel vor allem durch ihre vielen Barrancos bekannt. Diese ausgetrockneten Flusstäler winden sich oft sehr schön durch die Landschaft und bieten eine Vielzahl an Sportkletterrouten sowie unzählige Felsblöcke zum Bouldern. Die sicherlich besten Klettergebiete (Arico, El Rio und Las Vegas) liegen im milden und meist sonnigen Süden der Insel um Granadilla und sind den Passatwinden kaum ausgesetzt.

Auch uns hat es zur Akklimatisierung vorerst in diese Canyons gezogen. Die meisten Barrancos sind sehr gut erreichbar und wenn sie sich auch vom Landschaftsbild her ähneln, so gibt es doch viele sehr schöne Linien zu klettern. Verständlich, das es sonnenverwöhnte Sportkletterer in den nasskalten Wintermonaten hierher zieht.

Unser Plan auf Teneriffa war jedoch, an den großen Felsen im Vulkan-Krater des Teide alpine Mehrseillängen-Routen zu klettern. Dass das überhaupt möglich ist haben wir zwar gehört, es gibt aber nur wenige Informationen darüber. Dabei hat der Teide viele Superlativen zu bieten: er ist mit einer Höhe von 3718 m der höchste Berg Spaniens und sein Krater mit einem Durchmesser von 17 km Länge einer der Größten der Erde. Innerhalb des Kraters gibt es atemberaubende Steinwüsten sowie Fels- und Lava-Landschaften, die ihres gleichen suchen. Warum es hier nicht mehr Kletterer hinzieht, ist uns ein Rätsel. Vielleicht liegt es an der etwas abenteuerlichen Absicherung, die deutlich alpinen Charakter hat. Da wir jedoch das Abenteuer suchen, sind wir hier goldrichtig. Von der faszinierenden Vulkan-Landschaft infiziert, zieht uns die Caldera täglich in ihren Bann.

Unser erstes Ziel ist La Catedral. Dessen Westseite ist es die höchste Wand im Krater. Die Kletterei an diesen sonderbaren Strukturen (orangefarbener Basalt in horizontal geschichteter Fließrichtung) macht uns außergewöhnlich viel Spaß. Der Gigant zeigt uns mit seinen recht anspruchsvollen Routen seine Zähne. Auch die Orientierung im oberen Teil der Wand ist nicht ganz einfach. Es braucht einiges an Kreativität, um sich einen Weg auf den Gipfel zu erarbeiten. Oben angekommen, sind wir fasziniert von der hinter uns liegenden Kletterei und den Möglichkeiten, die es alleine an diesem Felsen gibt. In den kommenden Tagen klettern wir etliche Routen an den umliegenden Felsen der Cañada Blanca: den Roques de Guillermo, Roques del Queso und Félix Méndez. Sie alle haben eines gemeinsam: sie bieten tolle Bewegungen an überraschend gut strukturiertem Vulkangestein, eine einzigartige Lage innerhalb der Caldera mit Blick auf den Teide und eine große Ruhe.

Bouldern am Teide

Während der Besteigung des Teide entdeckten wir einige fantastische Spots zum Bouldern. Da sind zum einen die Los Huevos del Teide (Teide-Eier) an der Nordseite des 2745 m hohen Montaña Blanca. Wie von Riesenhand hingewürfelt, liegt ein ganzes Feld von pechschwarz glänzenden Lavakugeln auf einem hellbeigen Bimssteinhang verstreut und bietet einen wunderschönen Kontrast. Die Huevos mit einem Durchmesser von bis zu 5 m haben sich einmal aus der flüssigen Lavamasse gelöst und beim Abrollen zu Kugeln geformt.

Eine Stunde weiter oberhalb kommt man zum Estancia de los Ingleses (Aufenthalt der Engländer), ein schöner Aussichtsplatz, von dem aus man die Huevos del Teide überblicken kann. Die Hangverflachung mit riesigen runde Felsbrocken bietet einige hervorragende Boulder. In diesem Ambiente machte das Bouldern besonders viel Spaß.

Wir haben in den drei Wochen die bergsteigerische Vielfalt der Insel mit all ihren Vorzügen genossen und dabei die faszinierende alpine Seite Teneriffas kennengelernt.

Eckdaten

Erstmal die Lage checken:

Anreise:

Mit dem Flugzeug nach Tenerifa Sud, dann weiter mit dem Leihwagen (Leihmotorräder sind eher unpraktisch).

Bester Zeitpunkt:

Oktober bis April, wenn es bei uns düster und nass ist, scheint dort bei angenehmen 23 °C die Sonne

Schwierigkeit:

Französisch 5 – 8a (Schwerpunkt 6a – 7b)

Länge:

Die Sportklettergebiete um Granadilla und Cañada del Capricho bieten ausschließlich Baseclimbs bis 35 m, die alpinen Routen der Cañada Blanca 3 – 4 Seillängen an unterschiedlichsten Gesteinstrukturen, von löchrigem Bimsstein bis glattem Vulkangestein.

Absicherung:

Die großen Wände der Cañada Blanca auf 2100 m Höhe warten mit alpinen Verhältnissen auf. An Hakenmaterial sieht man alles (!) was man sich nur vorstellen kann, von übelsten Baumarkt-Hakenattrappen über Rivets/Burils und Coladosenlaschen bis zum Petzl-Edelstahl-Bolt. Camalots zur Absicherung sind sehr zu empfehlen. Abseilstellen sind oft sehr unvorteilhaft eingebohrt.

Ausrüstung:

60 m Doppelseil (für die Baseclimbs 70 m Einfachseil), 12 Expressen (4 lange Expressen von Vorteil)

Highlights an Mehrseillängen-Routen:

Cañada Blanca:
La Catedral, Cara Oeste: Bella y Graciosa Moza (6a+, 4 SL, 120 m), Pet/Síndrome de Primavera (V+/6c, 3 SL, 90 m)
Roque del Queso: Mete Miedo (6b, 2 SL, 60 m)
Roques de Guillermo: Bazzochi (V, 4 SL, 120 m)
Félix Méndez, Cara Norte: Rompecocos (V+, 2 SL, 60 m)

Highlights an Baseclimbs:

Cañada del Capricho:
Psiquiatrico: No te eskakees, La via del Cesar, Transilvania
Aguseritos: Algo desente
Fraggel Rock: Bobo
El Rio:
Fondo: Erase una vez
El Acebuche: La fisura de Bolaños, Al pin pin, El último tren
Las Vegas:
Tapita lupita, Diedro del barro

Highlights an Boulderspots:

Teide:
Los Huevos del Teide, Estancia de los Ingleses

Empfehlenswerte Unterkunft vor Ort:

Casa rural Antón Piche (bei Eloena Gonzales del Pino)
El Draguito/Granadilla de Abona, Tenerife

» Casa Antón Piche (www.antonpiche.com)

Kulinarische Empfehlung:

In Vilaflor gibt es bei Señora Araceli und Jesús im Restaurante „El Rincón de Roberto“ den besten Barraquito auf der ganzen Insel (unbedingt danach fragen, Barraquitos stehen nie auf der Karte).

» Tenerife Outdoor Store, Granadilla (www.tenerifeoutdoor.com)

» Tenerife Climbing House, Villa de Arico (www.tenerifeclimbinghouse.com)

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